Die Sache der Lai Đại Hàn

Nov 9, 2021 | Parlamentarische Anfragen

„Lai Đại Hàn“ werden auf Vietnamesisch Kinder genannt, die als Folge von sexueller Gewalt durch koreanische Soldaten während des Vietnamkriegs von einer vietnamesischen Mutter geboren wurden und einen südkoreanischen Vater haben.[1]

Zwischen 1964 und 1973 wurden fast 320 000 südkoreanische Soldaten an der Seite ihrer Verbündeten aus den Vereinigten Staaten im Vietnamkrieg eingesetzt.[2] Während des Krieges wurden vietnamesische Frauen von koreanischen Soldaten in eine schändliche Sexsklaverei gezwungen.

Mit dem Freihandelsabkommen, das 2011 zwischen Südkorea und der Europäischen Union geschlossen wurde, wurden die Zölle auf fast alle Erzeugnisse abgeschafft.[3] Der bilaterale Wirtschaftsaustausch hat sich unter günstigen Bedingungen positiv entwickelt. Die EU hat jedoch offenbar nie darauf gedrängt, dass Südkorea diesen schmerzhaften Teil seiner Geschichte aufarbeitet und einen Wiedergutmachungsmechanismus einrichtet, der für die Unterstützung der Opfer notwendig ist.

Beabsichtigt die Kommission, sich für die Sache der Lai Đại Hàn einzusetzen?

Unterstützer[4]

[1] https://www.laidaihanjustice.org/who-are-the-lai-dai-han

[2] https://www.rfi.fr/fr/asie-pacifique/20150522-coree-sud-vietnam-histoire-crimes-guerre-violences-civils

[3] https://trade.ec.europa.eu/access-to-markets/fr/content/accord-de-libre-echange-ue-coree-du-sud

[4] Diese Anfrage wird von Mitgliedern unterstützt, die nicht mit den Verfassern bzw. Verfasserinnen identisch sind: Dominique Bilde (ID), Emmanouil Fragkos (ECR), Jean-Paul Garraud (ID)

Antwort des Hohen Vertreters/Vizepräsidenten Borrell im Namen der Europäischen Kommission

27.1.2022

Die EU weiß um die Ereignisse rund um die Lai Đai Hàn, die Menschen betrifft, bei denen ein Elternteil aus der Republik Korea und das andere aus Vietnam stammt, und um die Berichte, dass einige dieser Personen infolge von konfliktbedingter sexueller Gewalt während des Vietnamkriegs gezeugt wurden.

Die EU fordert alle staatlichen und nichtstaatlichen Konfliktparteien nachdrücklich auf, konkrete Verpflichtungen zur Bekämpfung konfliktbedingter sexueller Gewalt einzugehen. Der Schutz von Überlebenden und ein auf die Überlebenden ausgerichteter Ansatz, auch in Bezug auf Gerechtigkeit und Wiedergutmachung, sind von wesentlicher Bedeutung, insbesondere wenn Überlebende mit verschiedenen Formen von Stigmatisierung und Diskriminierung konfrontiert sind.

Die Achtung der Menschenrechte ist ein wesentlicher Grundsatz des Rahmenabkommens von 2010 zwischen der EU und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Republik Korea andererseits.

Die EU betrachtet die Regierung der Republik Korea und zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen als wichtige Partner bei der Förderung der Achtung der Menschenrechte. Die EU arbeitet sehr regelmäßig mit den koreanischen Partnern zusammen, um geschlechtsspezifische Gewalt zu verhindern und zu beenden. Dieser Austausch umfasst auch die Bewältigung der anhaltenden Auswirkungen, mit denen einzelne Opfer von in früheren Konflikten ausgeübter sexueller Gewalt zu kämpfen haben.

Die EU ist bereit, im Rahmen der konstruktiven politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Republik Korea und Vietnam ihre eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse dazu zu teilen, wie vergangene Konflikte aufgearbeitet und die Rechte der Opfer konfliktbedingter sexueller Gewalt geschützt werden können.